PATRICK LANGKNECHT
EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN IM TOP METROPOL JOURNAL AUSGABE 09/2023
Können Sie uns etwas über Ihren Hintergrund erzählen? Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?
Schon als Kind habe ich viel gezeichnet und zusammen mit meiner Oma genäht. Ich spürte sehr früh dieses unbändige Bedürfnis, mich kreativ auszudrücken und etwas Wundervolles aus dem Nichts zu schaffen, das andere sehen und erleben können. Mit Fantasie und den eigenen Händen etwas zu kreieren, um das Publikum zu verzaubern – darum geht es doch im Grunde! Deshalb faszinierte mich auch die Welt hinter den Kulissen des Showgeschäfts. Die Lichter, die Musik, die Choreografien, die Kostüme, der Applaus und das Mysteriöse… es ist einfach nur magisch! Und welches Kind träumt nicht davon, einmal mit dem Zirkus durch zu brennen?
Es gab einen Moment in der 3. Klasse, da besuchte ich eine Freundin, deren Bruder Modedesign studierte. Er kam aus seinem Zimmer und trug ein Ballkleid aus schwarzem Satin. Er sah fabelhaft aus, und ich wollte wissen, was es damit auf sich hatte! Er zeigte uns seine Skizzen & Schnittmuster, im ganzen Zimmer lag Stoff & Werkzeug um seine Nähmaschine herum – ich war überwältigt. Das war es! Und plötzlich hatte ich ein Wort für das, was ich einmal werden wollte… Designer.
Doch das Schicksal hatte andere Pläne für mich. Ich arbeitete zunächst als Friseur, merkte aber schnell, dass ich dafür einfach nicht gemacht war. So beschloss ich, meinen Traum zu verwirklichen und besuchte eine Modeschule. Doch die Pandemie kam meinem Wunsch hinter der Bühne zu arbeiten in die Quere. Und so fing ich wieder an, bei Szenarium Mannheim zu arbeiten, wo ich zehn Jahre zuvor meine Ausbildung abgeschlossen hatte. Dort begegnete ich vielen tollen Menschen wieder, darunter auch Rhiannah Kitching, Choreografin & Kostümdesignerin des Palazzo Mannheim und vieler anderer Shows. Ich erkannte sie sofort wieder. Wir unterhielten uns und da stellte sich heraus, dass sie bei ihrer Arbeit zwei helfende Hände brauchte. So begann am 17. Oktober 2022 mein Leben als der Designer, der ich schon immer war.
Was haben Sie seit diesem Tag erlebt? An welchen Projekten haben Sie gearbeitet?
Ich habe zunächst die Palazzo Saison 2022/23 mitten unter den Künstler|innen verbracht und mich darum gekümmert, dass die Kostüme weiter funkelten. Außerdem habe ich Rhiannah zu den Setups verschiedenster Produktionen begleitet. Es war eine richtige Achterbahnfahrt, sechs Monate Backstage an meinem kleinen Tisch und meiner Nähmaschine – mitten im Zirkus – zu arbeiten; und ich habe jede Sekunde davon geliebt, wie noch nie etwas zuvor! Ich bin sehr stolz darauf, ein Kostüm für Rey David vom Duo Ebenezer designt zu haben, mit dem er im Palazzo und Moulin Rouge in Paris aufgetreten ist! Ebenso ein Outfit, das die Sängerin Aida Blanco in ihrem Musikvideo zu „No me diste na“ trägt.
Wie gehen Sie den Designprozess für solche Projekte an?
Bislang war kein Projekt wie das andere – und ich glaube auch totale Routine darf es in meinem Beruf nicht geben. Jede Show, jeder Act, jedes Kostüm und jedes Publikum ist einzigartig und sollte so behandelt werden! Ich beginne damit, mit den Künstler|innen zu sprechen, um zu erfahren, was die Thematik des Konzepts ist. Außerdem wie es auf der Bühne inszeniert wird und welche technischen Ansprüche das Kostüm zu erfüllen hat. Danach sammle ich Ideen, wähle Farben & Material aus und fange an zu zeichnen. Meine fertigen Entwürfe bespreche ich mit den Künstler|innen und wir wählen gemeinsam das beste Design aus. Anschließend konstruiere ich das Schnittmuster auf Papier – ein sehr wichtiger und spannender Teil des Ganzen. Die Technik & Mathematik, die hinter der Entstehung maßgeschneiderter Kleidung steckt, ist faszinierend! Abschließend wird das Kostüm im Atelier gefertigt und für dessen Stage Premiere den Künstler|innen übergeben.
Woran arbeiten Sie zur Zeit und welche Projekte planen Sie für die Zukunft?
Aktuell unterstütze ich Rhiannah bei den Vorbereitungen für die 25. Jubiläumsshow des Palazzo. Parallel arbeite ich – zusammen mit den Kreativen hinter der Palazzo Show – am ersten Mannheimer Weihnachtscircus.
Ich werde meine Arbeit in der Welt des Varieté Theaters ausbauen und weiter Kostüme entwerfen. Eines Tages möchte ich auch ein Modelabel für hochwertiges Prêt-à-porter, Made in Germany, gründen. Mode war immer ein wichtiger Teil meines Lebens, daher möchte ich meiner Kreativität auch in diesem Bereich Ausdruck verleihen. Um Menschen in ihrem Alltag zu begleiten und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst auszudrücken, befreit oder beschützt zu fühlen und das Leben mit mehr Freude zu erfüllen. Was eignet sich da besser als das Kostüm, das jeder von uns morgens anzieht, um die Weltbühne zu betreten?
PATRICK
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